Das Matterhörndl im Osten des Wienerwaldes ist nur ein homöopathisches Modell des Walliser Paradegipfels. An der durchlöcherten Kalkformation könnte einst eine Muttergottheit verehrt worden sein.
Merkwürdiges im Kalkstein-Wienerwald
Seit 1941 ist das Matterhörndl im Süden der Stadt Mödling und der Wienerwaldsiedlung Vorderbrühl als Naturdenkmal geschützt. Als Klettergarten wird es schon länger geschätzt; als die tragische Geschichte von der erstbegehung des Matterhorns die Wiener Bergsteigerkreise bewegte, soll der Felsdreikant zu seinem Namen gekommen sein. Abgeschliffenes Kalkgestein belegt jedoch, dass die Menschen wahrscheinlich schon in grauer Urzeit durch seine schmale, etwa zwei Meter hohe Lücke gekrochen sind, um Schuld oder Krankheiten abzustreifen. Es könnte sich also um ein „Muattahörndl“ handeln, an dem wohl eine weibliche Gottheit verehrt wurde.
Mit dem im Wald versteckten, aber trotzdem weithin sichtbaren Husarentempel finden wir im Verlauf der hier vorgestellten Wanderung eine weitere Besonderheit. Der klassizistische, ursprünglich ganz aus Holz bestehende Bau wurde 1809 von Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein in Auftrag gegeben und unter der Leitung des Architekten Joseph Hardtmuth ausgeführt. Er ist nur eines von mehreren seltsamen Gebäuden, die damals im Umkreis der Burg Liechtenstein errichtet wurden. 1812, kurz nach seiner Eröffnung, wurde er schon wieder durch einen Sturm zerstört. Wieder ein Jahr später errichtete Joseph Kornhäusel an den heutigen, massiven „Tempel des Kriegsruhms“, der den Gefallenen der Schlacht bei Aspern gewidmet wurde. Im Inneren des Husarentempels erinnern die Grabstätten von fünf Soldaten noch heute daran.
Jenseits der landswirtschaftlich genutzten Meiereiwiese thront die Ruine der Höhenburg Mödling auf einem Waldhügel. Sie war seit 1177 der Sitz einer Nebenlinie der Babenberger und als ihr prominentester Gast gilt – glaubt man der Überlieferung – der Minnesänger Walther von der Vogelweide im Jahre 1219. Nach einer wechselvollen und oft genug auch kriegerischen Geschichte begann ihr Verfall nach dem durch einen Blitzschlag ausgelösten Brand im Jahre 1566. 242 Jahre später erwarb Fürst Johann I. von Liechtenstein das Gemäuer und ließ es im Zuge der erwähnten Ausgestaltung seiner Besitzungen in in eine Phantasieburg verwandeln, die jedoch 1848, während der Revolutionswirren, neuerlich zur Ruine wurde.
Charakter
Schöne Rundwanderung durch Föhrenwälder auf guten Wegen; ein kurzer steiler Abstieg (im Winter oft vereist). Für Kinder geeignet. Einkehrmöglichkeit in Mödling und am Startpunkt
Region
Wienerwald / Niederösterreich / Österreich
Start/Ziel
Mödling (246 m) im Süden von Wien, Waldgasthaus Bockerl (260 m), 1 km südwestlich des Stadtzentrums (Parkplatz an der Goldenen Stiege).
Bahn/Bus
Bahn ab Wien Hauptbahnhof nach Mödling; vom Bahnhof im Osten der Stadt ca. 30 Minuten zu Fuß zum Ausgangspunkt
Schwierigkeit
Einfache Wanderung
Rundtour
9.6 km
Gehzeit
2:30 h
Höhenunterschied
320 hm 320 hm
Karte
KOMPASS Wanderkarte 209
Literatur
KOMPASS Wanderlust 1658 Niederösterreich
Wegbeschreibung
Links gehen wir wieder zurück zum breiteren Schotterweg, dem wir nun nach rechts folgen. Nach 60 m bleiben wir geradeaus Richtung „Hinterbrühl über Husarentempel“, wandern bald kurz ein wenig bergab und folgen dann stets der grünen Markierung weiter aufwärts. Nach einem Rastplatz zweigen wir rechts zum nahen Husarentempel (496 m) ab. 1:10 h
Für den Abstieg wählen wir einen schmalen, blau markierten Weg mit der Beschilderung „Meiereiwiese, Vorderbrühl“ und zweigen nach wenigen Metern links auf den blau bezeichneten Pfad Richtung „Dreistundenweg, Meiereiwiese“ ab. Nach wenigen Minuten schwenken wir scharf rechts auf einen schmaleren, steil bergab ziehenden Pfad ein (blau-weiße Markierung, Beschilderung „Meiereiwiese, Vorderbrühl“). Weiter unten geht’s rechts auf einem Forstweg Richtung „Goldene Stiege, Mödling“ zum Rastplatz am Dreistundenweg. Kurz danach wandern wir links auf einem blau maMeiereiwirkierten Waldpfad bergab, überqueren einen breiteren Weg (links ist ein kurzer Abstecher zu einem Steinbruch möglich) und zweigen dann links (Richtung „Föhrenhof, Vorderbrühl“) zur ausgedehnten Meiereiwiese ab.
Wir marschieren links daran vorbei, erblicken unser nächstes Ziel, die Burgruine Mödling, und umgehen eine 200 Jahre alte Eiche (Schranke). Vom Parkplatz neben dem ehemaligen Gasthaus Föhrenhof (Übersichtskarte) folgen wir dem ebenen Schotterweg mit der Beschilderung „Breite Föhre über Burg Mödling“ neben der Wiese zu Pepis Märchenteich, der schon sehr verschilft ist. Danach geht’s wieder bergauf, rechts Richtung „Breite Föhre“ und – nun mit rot-weiß-roten Farbzeichen (Nr. 46) – zu einem Haus. Von dort gelangen wir links auf wurzeliger Wegtrasse zur Ruine der Burg Mödling (330 m). 1:00 h
Auf dem Zugangsweg zurück zur Kreuzung, nun links auf dem rot-weiß-rot bezeichneten Weg Nr. 46 Richtung „Anninger über Breite Föhre“ zur nächsten Verzweigung. Geradeaus der Beschilderung „Breite Föhre“ folgend und bald auf dem breiteren von zwei Wegen weiterwandernd erreichen wir neuerlich eine Kreuzung. Von dort geht’s links Richtung „Anningerstraße, Goldene Stiege, Mödling“ und bald nochmals links zum Waldgasthaus Bockerl zurück. 0:20 h
Das durchlöcherte „Matterhörndl“ ist ein Naturdenkmal, aber auch ein beliebter Klettergarten.
Es zeigt deutlich den „Grundbaustoff“ des sogenannten Kalkstein-Wienerwaldes.
Der Husarentempel, eines der seltsamsten Bauwerke im östlichen Wienerwald.
In dieser Gruft gedenkt man fünf Soldaten, die während der Schlacht von Aspern in den Napoleonischen Kriegen gefallen sind.
Die Ruinen der (teils künstlichen) Burg Mödling.
Blick vom Kalenderberg bei Mödling zum Husarentempel jenseits der (des) Vorderbrühl.