Zu den Schalensteinen von Zermatt

Elf kleinere und größere Schalensteine verbergen sich im Nordwesten des Tourismus-Hotspots Zermatt – geradezu magische Plätze in bester Logenlage gegenüber von Mischabel und Matterhorn.

Zermatter Zeitreise

Einige alte Holzhäuser im Zentrum von Zermatt erinnern noch an den Ursprung jener Walsersiedlung, die anno 1280 erstmals urkundlich als „Pratobornum“ („Matte im Quellgebiet“) erwähnt wurde. Doch die Geschichte reicht im inzwischen weltberühmten Hochtal am Fuße des Matterhorns viel weiter zurück. Wie der Fund eines geschliffenen Steinbeils im sogenannten Furgg-Garten auf 2500 Metern Seehöhe beweist, waren Menschen hier schon in der Jungsteinzeit unterwegs. Der Schweizer Historiker Alfred Lüthi (1918–2006) erforschte die Reste eines Weges, der wahrscheinlich zur Zeit der Römer oder im Mittelalter über dem Tal des Zmuttbachs bis zum Theodulpass ausgebaut worden ist.

Damit in Zusammenhang stehen möglicherweise auch jene Schalensteine, die der Genfer Apotheker Burkhard Reber 1895/96 auf den steilen Wiesen der Hubelwäng unterhalb der Höhbalmen und nahe den Felsen des Kurzen Tschuggen entdeckt bzw. als Erster beschrieben hat. Wann und warum die 114 Vertiefungen der „Heidenplatte“ ausgerieben wurden, kann bis heute nicht gesagt werden. Manche Forscher vermuten eine vorhistorische Zeitstellung bis ins End-Neolothikum, andere weisen dagegen auf die stark erosionsgefährdete Gesteinsoberfläche hin und vermuten eine viel spätere Entstehungszeit.

In dieser Hinsicht bleiben auch die zahlreichen Grübchen auf den 450 Meter weiter nordöstlich gelegenen Quarzitplatten rätselhaft. Diese weisen dazu eingravierte Kreuze und Phi- oder Armbrust-Formen auf, die auch auf Bildfelsen im südlich benachbarten Valle d’Aosta verbreitet sind. Einer dieser Schalensteine – drei Meter lang, fast fünf Meter breit und hangabwärts geneigt – liegt nur zwei Schritte unterhalb des Pfades zwischen den Alphütten der Usser Mutt und der Hubelwäng, nach allen anderen muss man ein wenig im Gras suchen. Obwohl das lebhafte Zermatt nur einen Kilometer entfernt ist, wähnt man sich hier in einer anderen Welt – mit Blick zur monumentalen Mischabel-Kette und vor allem zum Matterhorn jenseits des Zmutt-Tals.

Charakter
Mittelschwere Rundwanderung im Tal- und Alpbereich auf Nebenstraßen und Pfaden, die Trittsicherheit erfordern (T2). Die Gornerschlucht ist von Ende Mai bis Mitte Oktober täglich von 9:15 Uhr bis 17:45 Uhr geöffnet (bei Sperre wandert man von Zermatt direkt nach Zmutt); Eintrittsgebühr. Einkehrmöglichkeit in Zermatt, Blatten und Zmutt.

Region
Walliser Alpen – Alpes valaisannes / Wallis/Valais / Schweiz

Start/Ziel
Zermatt (1605 m), Bahnhof.

Bahn/Bus
Das autofreie Zermatt ist nur mit der Matterhorn Gotthard Bahn erreichbar (ab Andermatt über Visp), die öffentlich befahrbare Straße endet in Täsch im Mattertal (Parrkhäuser). 

Schwierigkeit
Mittelschwere Bergwanderung

Rundtour
9 km

Gehzeit
4:30 h

Höhenunterschied
500 hm 500 hm

Karte
KOMPASS Wanderkarte 117

Literatur
KOMPASS Wanderführer 5927 Wallis

Wegbeschreibung

Vom Bahnhof in Zermatt  gehen wir auf der Bahnhofstraße ins Ortszentrum. Nach 350 m – nach dem Hotel Mont Cervin Palace – können wir links an der Hinterdorfstrasse alte Holzhäuser und Speicher besichtigen. Auf dem Bergsteigerfriedhof hinter der Pfarrkirche finden wir die Gräber von Peter Taugwalder Vater und Peter Taugwalder Sohn, jenen Zermatter Bergführern, die Edward Whymper 1865 bei der Erstersteigung des Matterhorns begleitet haben, und die letzte Ruhestätte des Bergführers Michel Croz, der dabei tödlich abgestürzt ist. Mehr über diese Tragödie erfährt man im Zermatt Museum („Zermatlantis“) gegenüber der Kirche. 

Vom Kirchplatz folgen wir den Schildern „Zmutt, Blatten“ am Gemeindehaus vorbei und auf der Oberdorfstraße zur Mattervispa, die wir taleinwärts begleiten. Nach 200 m geht’s links über die Brücke und jenseits auf der Schotterstraße dem Bach entlang, vorbei am Forest Fun Park und am Sportplatz. Nach der Brücke über die Gornera führt links ein Pfad zur Gornerschlucht (1665 m, Eintrittsgebühr). 45 Minuten.

Wir durchqueren den 200 m langen und wildromantischen Felsschlund auf soliden Stegen und Treppen. Von einer Gabelung auf 1710 m folgen wir dann der Beschilderung „Blatten, Zmutt“ nach rechts. Durch steile Waldhänge kommen wir im Auf und Ab zu einer Brücke und jenseits – die Seilbahn unterquerend – in den Weiler Blatten (1738 m) hinauf. 30 Minuten.

Der Richtung „Zmutt“ beschilderte Pfad führt im sanften Auf und Ab durch Wald zum Steg über den Zmuttbach. Kurz danach erreichen wir den Edelweissweg, auf dem wir scharf nach links einschwenken. Durch Lärchen- und Arvenbestände ansteigend erreichen wir Alpwiesen und den Weiler Zmutt (1937 m). 1:00 h.

Nun folgen wir der Beschilderung „Chalbermatten, Schönbielhütte“, biegen oberhalb der Häuser links ab und wandern taleinwärts, auf den kleinen Stausee des Zmuttbachs zu. Bei der Gabelung nach 450 m bleiben wir oben auf dem Edelweissweg, zweigen aber nach weiteren 60 m rechts Richtung „Hubel, Zermatt“ ab und steigen durch steile Grasflanken an. Nach einer Hangquerung (Steinschlaggefahr) erreichen wir Ofenen (2100 m). Auf dieser Geländeterrasse am Fuße der Höhbalmen befinden sich etliche Schalensteine, darunter die „Heidenplatte“ mit 114 Näpfchen (ca. 20 m oberhalb des Pfades). 45 Minuten.

Von dort führt der Pfad weiter durch die Hänge der Hubelwäng und bald abwärts zu einer Abzweigung (2001 m). Von dort lohnt sich der Abstecher scharf rechts hinab zu weiteren, etwa 200 m entfernten Schalensteinen

Nach dem Besuch dieses eindrucksvollen Platzes steigen wir wieder kurz zum Hauptweg an und folgen diesem nach rechts hinab zur Gabelung am Hubel (1960 m), von der wir rechts bergab wandern.  Dort stehen sieben Stadel aus Lawinenschutzgründen in einer Reihe. Weiter unten kommen wir an einigen Steinhütten vorbei. Nach einem Graben erreichen wir die einstige Walsersiedlung Herbrigg (1752 m) mit dem ältesten Stadel Europas (1261).

Unterhalb davon könnte man rechts direkt nach Zermatt absteigen – es lohnt sich aber, links Richtung „Alterhaupt, Edelweiss, Trift“ durch die Hänge der Ober Schälbmatta weiterzugehen. Bei der nächsten Gabelung bleiben wir rechts und steigen bald zum Triftbach ab. Jenseits treffen wir nach wenigen Metern auf den Triftweg, von dem wir geradeaus zu den nahen Ställen am Bodme (1720 m) gelangen.

Rechts geht’s dagegen Richtung „Zermatt Kirche“ hinunter, wobei man einen Abstecher zum grossen Kreuz oberhalb des Ortes einlegen sollte. Vorbei am Hotel The Omnia kommen wir zur Bodmenstraße, an der die neugotische Englische Kirche an Charles Hudson und Douglas Robert Hadow, zwei weitere verunglückte Matterhorn-Erstersteiger, erinnert. Im nahen Ortszentrum von Zermatt gelangen wir links zum Bahnhof. 1:30 h. 

Alt Zermatt
Alt Zermatt

Alt-Zermatt: Am Beginn unserer Wanderung …

Walserhäuser Zermatt
Walserhäuser Zermatt

… besichtigen wir einige alte Walserhäuser in einem ruhigen Bereich des Ortes.

Schlucht Zermatt
Schlucht Zermatt

Dann geht’s hinein in die Schlucht der Gornera.

Gornerschlucht
Gornerschlucht

Auf soliden Stegen durchqueren wir das spritzige Naturwunder im Süden von Zermatt.

Blatten
Blatten

Eine genussvolle Pause in Blatten …

Kapelle Zmutt
Kapelle Zmutt

… und stille Einkehr in der Kapelle des alten Weilers Zmutt.

Herbst Zermatt
Herbst Zermatt

Dann aber hinauf in die ferne Vergangenheit von Zermatt!

Hubelwäng Zermatt
Hubelwäng Zermatt

Auf der Hubelwäng gelangen wir ins Reich der Schalensteine. 

Schalenstein Zermatt 4
Schalenstein Zermatt 4

Wunderbare Exemplare zeigen sich Wandernden mit aufmerksamen Blick – da und dort gleich am Wegesrand, manchmal auch gut verborgen.

Schalestein Zermatt 5
Schalestein Zermatt 5

Einer der kleineren der Scchalensteine am Fuße der Höhbalmen – und die Heidenplatte beim Sonnenuntergang (unten). 

Schalenstein Zermatt 2
Schalenstein Zermatt 2
Kleiner Schalenstein Zermatt
Kleiner Schalenstein Zermatt

Auch die etwas weiter unten gelegenen Schalensteine punkten mit ihrer prominenten Kulisse.

Mischabel Schalenstein
Mischabel Schalenstein

Unzählige Vertiefungen mit Blick zur Mischabel.

Phi
Phi

Was mögen wohl die „Phi“-Zeichen bedeuten?

Alphütten Zermatt 2
Alphütten Zermatt 2

Beim Abstieg faszinieren diese Alphütten im „Gänsemarsch“ – aus Lawinenschutzgründen.

Speicher Zermatt
Speicher Zermatt

Das soll der älteste Heustadel Europas sein. Ein Eye-Catcher ist das hölzerne Kunstwerk auf jeden Fall.

Alphütte Zermatt
Alphütte Zermatt

Und zum Abschied noch ein Hütten-Paarlauf …