Kein Fluss der Schweiz hat einen Ursprung wie die Simme: Ihr Karstwasser, das aus dem Felsfundament des Wildstrubels sprudelt, stammt vom 1400 Meter weiter oben gelegenen Glacier de la Plaine Morte.
Gletscherwasser aus dem Berg
Eine 30 Meter breite Karstquelle spuckt dort durchschnittlich 2,8 Kubikmeter pro Sekunde aus dem Bergmassiv – in mehreren Strahlen, denen sie ihren Namen „Siebe Brünne“ verdankt. Das kühle Nass hat einen langen unteriridischen Weg hinter sich: Es bildet sich im Sommer als Schmelzwasser auf dem acht Quadratkilometer großen und recht flachen „Gletscher der toten Ebene“. An seinem Rand und auch auf dem Firnboden selbst entstehen immer wieder Wasserbecken, deren Inhalt sich durch das bis zu 230 Meter dicke Eis frisst. Dabei bilden sich manchmal unterirdische Seen, die den Gletscher sogar ein wenig anheben. Wird der Druck zu groß, dann bricht das Wasser unter dem Rezligletscher, der nach Norden abfallenden Zunge der Plaine Morte, blitzartig aus.
So schwillt der Trüebbach zu einer schlammigen Flutwelle an, die sich weiter unten auch über die 28 Meter hohen Simmenfälle stürzt. Mit der Umleitung ihres Abflusses versuchte man schon am Ende des 18. Jahrhunderts, die ständigen Zerstörungen durch das Wasser zu entschärfen – die untere, etwa 300 Meter lange Kaskadenstrecke der Simme entstand also durch Menschenhand. Völlig naturbelassen blieb hingegen der westlich benachbarte, 112 Meter hohe Iffigfall unter dem Wildhornmassiv – allerdings nur, weil Naturschützer und geologische Probleme dort den Bau eines Autobahntunnels verhindert haben. All diese Naturwunder lassen sich auf einer Wanderung zwischen den beiden „Ursprungstälern“ an der Lenk auf wunderbare Weise erleben. Und der bescheidene Alpgipfel, der dazwischen aufragt, bietet dazu noch ein fantastisches Panorama.
Charakter
Eindrucksvolle Bergwanderung auf Alpstraßen und steinigen Pfaden (T2). Einkehren kann man unterwegs im Restaurant Siebenbrunnen am Rezlibergli sowie in den Alphütten Langermatte und Ritz.
Region
Berner Alpen / Berner Oberland / Schweiz
Start/Ziel
Lenk im Obersimmental, 1064 m; Bahnhof. Mit der AFA-Buslinie 283 zum 4,5 km entfernten Hotel Restaurant Simmenfälle, 1105 m. Rückfahrt von der Hubelmatte nach Lenk mit der AFA-Buslinie 282.
Bahn/Bus
Untertags stündliche Verbindung mit der Zentralbahn von Brienz über Zweisimmen.
Schwierigkeit
Mittelschwere Bergwanderung
Streckentour
11 km
Gehzeit
5:00 h
Höhenunterschied
900 hm 790 hm
Karte
Kümmerly + Frey Wanderkarte 29
LiteraturKOMPASS Wanderführer 5925 Berner Oberland
Wegbeschreibung
Vom Hotel Restaurant Simmenfälle wandern wir, der Beschilderung „Sibe Brünne, Langermatte“ folgend, gut 100 m auf der Straße taleinwärts und zweigen dann rechts ab (brauner Wegweiser „Simmefall“). Der steinige Wanderweg entlang der tosenden Simmenfälle (1240 m) darf nur im Aufstieg begangen werden. Auf einem Steindamm gelangen wir zum obersten Wasserfall, der vor der Barbarabrücke meist für reichlich Wasserstaub sorgt. Von der nahen Wegkreuzung steigen wir rechts auf dem Fahrweg Richtung „Sibe Brünne, Langermatte“ an. Vorbei an der Staldeweid (1370 m) und der Schlucht des Ammertenbachs gelangen wir zur nahen Rezlibergweid. Über die nahen Felsflanken des Wildstrubelmassivs stürzen weitere Wasserfälle. Gleich danach erreichen wir das Restaurant Siebenbrunnen (1403 m) im Hochtal des Rezlibergs. Von dort sind es nur wenige Meter zur Abzweigung des kurzen Stichpfades, der zur mehrstrahligen Karstquelle „Bi de sibe Brünne“ (1410 m) führt. 1:15 h.
Von dort geht’s rechts gemäß dem Wegweiser „Langermatte“ über die junge Simme, auf einem Fahrweg nach links und neben dem einmündenden Trüebbach zu einer Moorwiese. Nach 600 m zweigen wir links auf einen Pfad ab, der sich durch Weidehänge und lichte Lärchenbestände – im Bereich der Alp Langer eine Straße querend – zur Alpwirtschaft auf der flachen Langermatte (1856 m) emporschlängelt. 1:30 h.
Dahinter führt ein Pfad rechts auf den Wiesenrücken oberhalb der Ritzmad und auf den teils bewaldeten, teils auch felsigen Grasbuckel des Oberlaubhore (1999 m). Nach 30 Minuten freut man sich dort über den prächtigen Rundblick, der das Obersimmental ebenso umfasst wie den Wildstrubel (3243 m) und das Wildhorn-Massiv mit dem Iffighore. Der Abstieg nimmt etwa 15 Minuten in Anspruch.
Von der Langermatte führt der Pfad dann Richtung „Iffigenalp“ nach Westen. Bald geht’s auf einem Fahrweg hinab zu den Ritzhütten (1738 m), wo man unbedingt den mehrfach preisgekrönten Alpkäse verkosten und erwerben sollte. Die Alpstraße führt rechts durch licht bewaldete Hänge ins Tal des Iffigbachs hinunter; unten gibt’s auch einen Abkürzungsweg. Nach der Brücke (1470 m, Bushaltestelle „Ritzdole“) folgen wir der geteerten Straße Richtung „Lenk“ kurz nach rechts, bis rechts ein Wanderweg abzweigt. Dieser zieht durch die steilen Waldhänge über der Schlucht des Iffigbachs hinab, quert die Straße mehrmals (Bushaltestelle) und erreicht einen Steg, von dem rechts ein kurzer Pfad zu einem Aussichtspunkt vor dem gewaltigen Iffigfall (1319 m) führt.
1:15 h.
Zuletzt wandern wir auf dem Talweg zur nahen Bushaltestelle „Hubelmatte“ oder 15 Minuten weiter hinaus zum Restaurant Alpenrösli (1210 m, Bushaltestelle).
Natur aus zweiter Hand: die unteren Simmenfälle.
Der obere Simmenfall sorgt dafür, dass man auf der Barbarabrücke meist ein wenig nass wird.
Hier kommt das Schmelzwasser eines der seltsamsten Gletschers der Alpen wieder zum Vorschein: die sagenumwobenen „Sibe Brünne“.
Wanderfinale am Iffigfall.