Saurierspuren in Vieux-Emosson

Wie die sandigen Ebenen des „Superkontinents“ Pangäa vor etwa 250 Millionen Jahren ausgesehen haben, können wir uns nur ungefähr vorstellen. Welche Kreaturen dort lebten, wissen wir jedoch – dank ihrer fossilen Spuren. 

Ur-Saurier unterwegs

Im Westen des schweizerischen Kantons Wallis, hoch über dem Tal des Tirient, haben bis zu drei Meter große Archosaurier – Vorfahren der Dinosaurier und der Krokodile – versteinerte Fußabdrücke auf Platten aus verfestigtem Quarzsand hinterlassen. Ihre bis zu 25 Zentimeter großen Hinterlassenschaften sind deutlich zu sehen: versteinerte Vertiefungen von von drei oder fünf Zehen.
 
Die Reptilien hatten vor rund 250 Millionen Jahren in Äquatornähe neben Flüssen oder an Seeufern nach Nahrung und nach Plätzen für die Ablage ihrer Eier gesucht. Gleich nachdem sie durch den feuchten Sand spaziert sind, müssen die von ihnen hinterlassenen Vertiefungen trocken und hart geworden sein, dann müssen sie feine Tonsedimente bedeckt haben. Diese boten ihnen während der folgenden 240 Millionen Jahre Schutz vor der Zerstörung. Im Zuge der Alpenhebung gerieten die Sandsteinschichten zwischen die alten Kristallingesteine der Aiguilles Rouges und die dunkle Schieferzone des Cheval Blanc ganz im Südwesten des heutigen Schweizer Kantons Wallis, wo sie – schräg gestellt – bis auf kleine Reste verwitterten. Auf diesen entdeckte man die Spuren im Sommer 1976, nachdem über dem oberen der beiden Stauseen von Emosson ein großes Schneefeld abgeschmolzen war. 

Die Ur-Saurier konnten seinerzeit noch mühelos zwischen Europa, Afrika oder Amerika hin und her wechseln. Die „Wanderwege“, die sie in Emosson hinterlassen haben, gelten als die ältesten Spuren von Wirbeltieren, die in den Schweizer Alpen gefunden wurden – und als die längsten dieser Fährten, die in eine ferne Vergangenheit führen. Dass sie inmitten einer urtümlichen, von dunklen Gneis- und Schieferbergen geprägten Hochgebirgslandschaft zu sehen sind, erhöht den Reiz dieses Wanderziels natürlich noch.

Charakter
Mittelschwere Bergwanderung auf gut markierten, aber stellenweise felsigen und etwas abschüssigen Pfaden in hochalpiner Landschaft.

Region
Chablais – Chablais-Alpen / Wallis/Valais / Schweiz

Start/Ziel
Le Châtelard (1095 m) im Tal des Trient zwischen Martigny im Unterwallis und Chamonix am Mont Blanc.
Auffahrt mit der Standseilbahn, einem schmalspurigen Panoramazug und einer Minifunic zum Lac d’Emosson (1965 m). Dorthin führt auch eine Asphaltstraße von Le Châtelard über Finhaut.

Bahn/Bus
Gute Bahnverbindung zwischen Martigny und Chamonix.

Schwierigkeit
Mittelschwere Bergwanderung

Rundtour
12 km

Gehzeit
4:00 h

Höhenunterschied
600 hm 600 hm

Karte
Kümmerly + Frey Wanderkarte 48, 1:40.000 

Literatur
KOMPASS Wanderführer 5927 Wallis

Wegbeschreibung

Vom Parkplatz beim Kiosk Emosson (1965 m) gehen wir auf einem geteerten Fahrweg kurz hinab zum Staudamm (1937 m) und überqueren seine Krone. Jenseits lassen wir eine Abzweigung unbeachtet. Wir biegen erst bei der nahen zweiten Gabelung links auf den Pfad Richtung „Col de la Terrasse – Par la Gorge de la Veudale“ ab und steigen durch das steinige Gelände unterhalb der Aiguilles du Vent an. Im tief eingeschnittenen Gorge de la Veudale helfen Seile über kurze felsige Passagen hinweg. Weiter oben erreichen wir eine Anhöhe (2500 m) hoch über dem Lac du Vieux Emosson, dem oberen der beiden Stauseen. 

Dort zweigen wir rechts Richtung „Le Cheval Blanc, Site à emprentes“ ab und wandern etwa 100 Höhenmeter über einen Rücken bzw. links daneben wieder bergab. Bei den Wegtafeln auf der Site à emprentes (2400 m) wenden wir uns nach links: Ein kurzer Abstecher führt uns zu den umzäunten Saurierspuren (ca. 2400 m).

Nach der Rückkehr zur Gabelung geht’s links gemäß der Beschilderung „Vieux Emosson Barrage“ weiter bergab. Oberhalb des oberen Stausees gelangen wir zur Cabane du Vieux Emosson (2225 m), von der wir auf einer geteerten Werksstraße weiter absteigen. Nach knapp 1 km können wie eine Kehre rechts auf einem steilen Pfad abkürzen. Über die Staumauer wandern wir schließlich wieder zum Ausgangspunkt zurück. 

Saurierfigur
Saurierfigur

Ein fast echter Saurier als Radfreak – vor der Kulisse des Mont Blanc.

Emosson Staudamm
Emosson Staudamm

Über der Staumauer des Lac d’Emosson erhebt sich eine grandiose Bergwelt.

Blick zu den Berner Alpen
Blick zu den Berner Alpen

Im Rückblick durch den Gorge de la Veudale erscheinen die Viertausender der Berner Alpen jenseits des Rhonetals.

Emosson Berg
Emosson Berg

Le Cheval Blanc über einsamen Hochflächen.

Emosson Scharte
Emosson Scharte

Blick vom Col de la Terrasse zum Mont-Blanc-Massiv.

Emosson Platten 2
Emosson Platten 2

Auf diesen Gesteinsschichten sind die zahlreichen Saurierspuren zu sehen.

Spuren 2
Spuren 2

Unzählige Fußabdrücke verschiedener Tiere sind über Jahrmillionen hinweg erhalten geblieben.

Spuren 1
Spuren 1

Die Routen der Saurier verlaufen kreuz und quer durch die versteinerten Sandrippel, die einst im flachen Wasser entstanden sind.

Emosson Platten
Emosson Platten
Während der Alpenentstehung gerieten die Sandsteinplatten in ihre schräge Lage.
Emosson See
Emosson See

Beim Rückweg: der untere der beiden Stauseen im Abendlicht.