„Wenn Landschaft Musik ist“, schrieb der Wiener Egid Filek von Wittinghausen 1924, „so ist das Gesäuse eine wunderbar gebaute, prachtvoll gesteigerte steinerne Symphonie.“ Gesäuse – was für ein Name!
Naturerbe vertikal
1986 wäre die letzte naturbelassene Passage der 254 Kilometer langen Enns beinahe den Kraftwerksplänen des nahen Stifts Admont zum Opfer gefallen. Engagierte Menschen aus dem ganzen Ennstal konnten ihre Realisierung verhindern; sie initiierten damit auch die Planungen für Österreichs jüngsten Nationalpark. Damit ist im oberen Bereich der Gesäuseschlucht, zwischen dem „Gesäuse-Eingang“ bei Weng und dem kleinen Stausee unterhalb von Gstatterboden, die Enns als ungezähmter Wildfluss erhalten geblieben.
Die Kraft der Natur zeigt sich auch im Johnsbachtal, das von Süden her einmündet, und im Gseng-Kar. Am Wildbach laufen die natürlichen Prozesse noch fast ungehindert ab, die Bergwälder zeichnen sich durch eine besondere Artenvielfalt aus. Die letzten Meter bis zur Gsengscharte muss man ein wenig Hand an den Fels legen bzw. auf die Hilfe von Stahlseilen vertrauen – doch dann erscheint wie mit einem Paukenschlag die gewaltige Felsmauer über dem Haindlkar: Planspitze, Rosskuppen und Dachl, Hochtor, Festkogel und Ödstein – in ihren bis zu tausend Meter hohen Abstürzen wird seit dem 19. Jahrhundert Alpingeschichte geschrieben.
Als „Basislager“ der Kletterzunft fungierte die 1923 erbaute Haindlkarhütte; 1960 wurde etwas weiter oben eine neue Unterkunft errichtet. Auf ihrer Terrasse lässt sich’s gut rasten und bodenständig schmausen – mit Blick über eine einzigartige Gebirgswildnis.
Charakter
An sich eine mittelschwere Bergwanderung auf breiten Wegen und guten Pfaden, die oberste, gesicherte Passage beim Aufstieg durchs Gseng auf die Gsengscharte erfordert jedoch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit (sehr abschüssiges, glattes, rutschiges Gestein). Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit in der Haindlkarhütte.
Region
Ennstaler Alpen – Gesäuseberge / Steiermark / Österreich
Start/Ziel
Parkplatz Weidendom (590 m, Brücke über die Enns zur Bahnstation Johnsbach) im Gesäuse zwischen Hieflau und Admont.
Bahn/Bus
Zufahrt mit der Bahn aus Richtung Wien, Linz oder Graz bis zur Bahnhaltestelle Johnsbach. Oder nach Liezen in der Obersteiermark, weiter mit dem Regio-Bus (Linie 910/912) oder mit dem Anrufbus (Xeismobil).
Schwierigkeit
Schwere Tour
Rundtour
8.5 km
Gehzeit
4:00 h
Höhenunterschied
650 hm 650 hm
Karte
KOMPASS Wanderkarten 69, 206
Literatur
Wanderatlas Gesäuse, Schall Verlag
Wegbeschreibung
Auf dem Themenweg Wilder John wandern wir zunächst ins wildromantische ins Johnsbachtal hinein. Nach 1,5 km zqweigen wir links auf dem Pfad Nr. 658 ab und steigen nun durch den Graben des Gseng an. Zuletzt geht’s über eine eine steile, aber mit Stahlseilen und Ketten gesicherte Felspassage zur Gsengscharte (1226 m) hinauf. Jenseits führt wieder ein guter Pfad zur nahen Haindlkarhütte (1121 m) hinab. 2:30 h
Abstieg auf dem gut markierten Hüttenweg durchs wilde, von Schuttströmen terfurchte Haindlkar bis zur Gesäusestraße (610 m, Parkplatz). Von dort wandern wir links – teils auf der alten Straße – neben der Enns zum Weidendom zurück. 1:30 h