Die Felsbilder in der Höll

1958 entdeckte der Forstbeamte Franz Gressenbauer auf Felsblöcken in einer Waldwildnis im Osten des Toten Gebirges eingravierte Darstellungen und Symbole. Dies war der Beginn der Felsbilderforschung in Österreich.

Im wilden Osten des Toten Gebirges

Ein Höhlenforschertipp, der auch bei einer Tour in die Höll beherzigt werden sollte: Immer wieder umdrehen und sich die Gegend auch in der Rückschau einprägen! Das wird man bei allfälligen Orientierungsproblemen am Rückweg zu schätzen wissen. Zu solchen kann es zwischen den Kalkklötzen in der „Höll“, die bei einem nacheiszeitlichen Bergsturz vom 1786 Meter hohen Stubwieswipfel in der Warscheneckgruppe des Toten Gebirges herabgedonnert sind, durchaus kommen – vor allem dann, wenn man nur noch Augen für die darin eingeritzten Felsbilder hat. 
 
Manche Forscher hielten sie zunächst für prähistorisch, übersahen dabei jedoch allein schon die Auswirkungen der Verwitterung. Heute datiert man die meisten der rund 500 Einzeldarstellungen, die dort auf 13 Blöcken eingraviert sind, ins Mittelalter oder die Neuzeit. Den ersten dieser Darstellungen begegnet man schon nahe dem Zugangsweg vom Skigebiet der Wurzeralm in der „Rollenden Luag“: In dieser Grotte oberhalb der Höll hört man das unterirdische Rauschen der Teichl, die im kleinen Brunnsteinersee unterhalb des 2387 Meter hohen Warschenecks entspringt, am Rand des flachen, moorigen Teichlbodens in einen Ponor (Schluckloch) verschwindet und erst viel weiter unten, im Tal zwischen Spital und dem Pyhrnpass, wieder zu Tage tritt. Weitere Besonderheiten der düsteren Höll sind ein Durchkriechstein, neben dem sich ebenfalls Ritzfiguren befinden, und ein romantischer, von Karstquellen gespeister Tümpel am unteren Rand des Felsbilderbereichs. 

Die bekanntesten Gravuren, zu denen ein „Fadenkreuz“ und ein stilisiertes Tier samt Reiter gehören, findet man an den Blöcken im oberen Bereich des verwachsenen Waldgrabens; die meisten davon etwas abseits der verzweigten Pfadspuren. Leider wurden sie für Filmaufnahmen mit Farbe nachgezogen, während der rechte Randbereich der erwähnten Raute kürzlich abgesplittert ist – nur zwei Beispiele für gedankenlose oder gar mutwillige Zerstörungen, von denen hier schon 80 Prozent der Felsbilder betroffen sind.

Charakter
Schwierige Bergwanderung aus dem vielbesuchten Skigebiet der Wurzeralm in die entlegene und völlig unwegsame Waldwildnis am Fuße des 1786 m hohen Stubwieswipfels; der Abstieg und der Wiederaufstieg auf unmarkierten, verzweigten, stellenweise kaum sichtbaren und oft rutschigen Pfadspuren erfordert sehr gutes Orientierungsvermögen. Nicht allein gehen!

Region
Totes Gebirge / Oberösterreich / Österreich

Start/Ziel
Talstation der Wurzeralmbahn (807 m) bei Spital am Pyhrn in der oberösterreichischen Pyhrn-Priel-Region. Auffahrt mit der Standseilbahn zur Bergstation Wurzeralm (1427 m), Talfahrt ebenfalls mit der Standseilbahn.

Bahn/Bus
Buslinie 911 vom Bahnhof Spital am Pyhrn.

Schwierigkeit
Schwere Tour

Streckentour
4 km

Gehzeit
2:30 h

Höhenunterschied
270 hm 270 hm

Karte
KOMPASS Wanderkarte 70

Literatur
KOMPASS Wanderführer 5645 Nationalpark Kalkalpen

Wegbeschreibung

Von der Bergstation der Wirzeralm-Standseilbahn folgen wir zunächst der Beschilderung zum nahen Linzer Haus (1371 m) und wandern dann rechts auf dem Teichl Mäander Weg oberhalb des flachen Teichlbodens (Moor) bis zur Teichlschwinde (1360 m). Dort überqueren wir eine Forststraße und gehen jenseits auf einem unmarkierten Pfad nach Osten in ein bewaldetes Tal. Auf der rechten Seite verbirgt sich die kleine Höhle der Rollenden Luag, in der man das Rauschen der Teichl unter Felslöclen hört. Nach etwa 200 m bleiben wir bei einer Gabelung links (die rechte Route führt zum Klettergarten am Schwarzeck). Auf unterschiedlich gut sichtbaren Pfadspuren wandern wir nun durch steile, felsdurchsetzte Waldhänge (kleine Holzleiter) bergab. Nach weiteren 200 m teilt sich der Pfad nochmals – wir bleiben am besten links. Wo der Waldgraben der Höll wieder flacher wird, verzweigt sich die Route nochmals; da und dort führen kurze Stichpfade zu den Bergsturzblöckenmit den Felsbildern und zum Durchkriechstein. Ca. 1:00 h. 

Wiederaufstieg auf derselben Route in 1:30 h.

Variante: Vom Durchkriechstein im unteren Bereich der Felsbilderzone kann man noch 300 m talaus zur Schwarzlacke, einer kleinen Karstquelle, weitergehen. Die weitere, noch 3 km lange Abstiegsroute rechts durch den Höllgraben zum unteren Bereich der Skipiste und zur Talstation der Standseilbahn ist jedoch nicht einfach zu finden – es ist also besser, umzudrehen und wieder zur Wurzeralm hinaufzusteigen. 

Stubwieswipfel
Stubwieswipfel

Beim Anmarsch über den Teichlboden präsentiert sich der Stubwieswipfel.

Teichlschwinde
Teichlschwinde

Hier verschwindet die Teichl in den Tiefen des Warscheneckstocks.

Höll Leiter
Höll Leiter

Bald geht’s bergab – und über eine Leiter – in die Höll.

Höll Felsen
Höll Felsen

Die wird ihrem Namen durchaus gerecht: Auf Felsblöcken wie diesem befinden sich die Zeichnungen.

Höll Reiter
Höll Reiter

Pferd und Reiter – einmal so …

Pferd Höll
Pferd Höll

… und einmal so.

Zeichen 2 Höll
Zeichen 2 Höll

„Mühlespiele“ – Mini-Landkarten oder Welterklärung?

Zeichen Höll
Zeichen Höll

Kreuze, Rechtecke, Linien …

Durchkriechstein 2 Höll
Durchkriechstein 2 Höll

… und als „Draufgabe“ auch noch ein Durchkriechstein.

Höll Foto
Höll Foto

Dort wurden ebenfalls seltsame Zeichen ins mürbe Gestein geritzt.

Schalen Höll
Schalen Höll