Die Gehzeit dieser Tour wäre locker in einem halben Tag zu schaffen. Tatsächlich wird man länger dafür brauchen, denn in Ardez (Foto), in Guarda und in Lavin sind wunderschöne Engadinerhäuser zu bewundern.
Kulturwandern von Dorf zu Dorf
Selbst zwischen den Orten stößt man immer wieder auf kulturelle Besonderheiten – etwa das verschwundene Dorf Gonda oder die legendenumwobenen Schalensteine zwischen Ardez und dem Weiler Bos-cha: Dort wurden auf einigen Kalkschieferplatten mehr als 100 kleine Vertiefungen ausgeschabt; manche davon sind durch Rillen mitenander verbunden. Ihre Bedeutung (Wegmarkierung? Kultstätte?) ist ebenso umstritten wie ihre Datierung – manche Forscher meinen, sie könnten bis zu 4000 Jahre alt sein.
Natürlich lenkt auch die gepflegte Kulturlandschhaft zwischen dem im Talgrund rauschenden Inn, den wiesengrünen Vorlagerungen der Silvrettagruppe und den Zacken der Engadiner Dolomiten überall die Blicke auf sich.
Charakter
Landschaftlich und kulturell sehr interessante Wanderung im Talbereich auf Wegen sowie Neben- und Forststraßen (T1). Für Kinder geeignet. Auch im Winter meist begehbar. Einkehren und übernachten kann man in Ardez, Guarda und Lavin.
Region
Silvretta – Rätische Alpen / Graubünden / Schweiz
Start/Ziel
Ardez (1475 m) im Unterengadin/Engiadina Bassa, Ortszentrum.
Rückfahrt von Lavin mit der Rhätischen Bahn.
Bahn/Bus
Station der Rhätischen Bahn und Postauto-Haltstelle in Ardez.
Schwierigkeit
Einfache Wanderung
Streckentour
8.4 km
Gehzeit
3:00 h
Höhenunterschied
300 hm 350 hm
Karte
KOMPASS Wanderkarte 98 Unterengadin/Engiadina Bassa
Literatur
KOMPASS Wanderführer 5923 Engadin und Südbünden
Wegbeschreibung
Nach knapp 1:00 h Gehzeit erreichen wir den Weiler Bos-cha (1664 m). Beim Brunnen verlassen wir die Straße nach links, gehen zu einem schönen Engadinerhaus und auf einem beschilderten Feldweg in die Mulde Las Palüds hinunter. Nach der Überquerung eines Bächleins geht’s durch Hänge hinauf nach Guarda (1666 m), wo wir nach gut 30 Minuten rasten, einkehren und wunderschöne Engadinerhäuser bewundern können. Der Bahnhof befindet sich 200 m unterhalb des Ortes; es gibt eine Busverbindung dorthin.
Der zweite Teil der Wanderung beginnt auf der Dorfstraße von Guarda. Vom Brunnen nach der Ustaria Crusch Alba gehen wir rechts zum kleinen Platz mit der Postauto-Haltestelle. Vorbei an der reformierten Kirche, dem Volg-Laden und der Tourismus-Infostelle gelangen wir zu einer Kreuzung im westlichen Ortsbereich. Ein paar Schritte geradeaus weiter finden wir Infotafeln und Wegweiser. Von dort geht’s links Richtung „Resgia, Lavin“ auf einem schmalen Pfad durch die Wiesen im Westen des Dorfes und dann durch einen steilen Waldhang in den Graben der Clozza hinunter. Von einer Abzweigung links (Wegweiser „Lavin, Guarda P“) zu einer nahen Schotterstraße, auf die wir scharf nach rechts einschwenken. Sie führt neben einer alten Mühle zu einer Steinbrücke und dann bald wieder durch Wiesenhänge zu den Ruinas da Gonda (1510 m). Wo heute nur mehr karge Mauerreste zu sehen sind, bestand einst ein Dorf mit 30 Häusern, die jedoch im 17. Jahrhundert verlassen wurden – vermutlich wegen der von Lawinen gefährdeten Zugangswege.
Nach knapp 1:30 h spazieren wir unter den Brücken der Umfahrungsstraße und der Bahn durch nach Lavin (1412 m). Gleich am Ortsrand ist die reformierte Kirche sehr sehenswert (Fresken im Inneren).
Der Turm der Burgruine Steinsberg thront über dem zauberhaften Dorf Ardez.
Neben den vielen Sgraffiti in Ardez wurde vor allem das (mittlerweile renovierte) Bild an der Chasa Adam ed Eva berühmt.
Die Plattas dellas Strias (Hexenplatten) zwischen Ardez und Bos-cha.
Auf diesem Schalenstein sind auch einige eckige Gravuren zu sehen.
Guarda vor der Kulisse der „Engadiner Dolomiten“.
Die heilige Dreifaltigkeit in einer originellen Darstellung in der Kirche von Lavin.