Sedimentgesteine

Eingeschwemmt und abgesetzt

Gestein mit Design

Sediment- oder Ablagerungsgesteine sind meist geschichtet und bergen manchmal Fossilien, die ihre Datierung erleichtern. Der Begriff Sediment leitet sich vom Lateinischen sedere (= setzen) her.

Klastische Sedimente bilden sich durch verwittertes und abgetragenes Material wie Kies, Sand oder Staub, das z. B. von Gletschern, Flüssen oder vom Wind herantransportiert wurde und sich an Land oder auf dem Grund von Gewässern abgelagert hat. Biogene Sedimente entstehen aus den sterblichen Überresten von Organismen, die im Wasser leben, etwa von Algen, Muscheln oder Korallen, aber auch aus abgestorbenen Pflanzen. Chemische Sedimente gehen auf die Ausfällung von Mineralen aus dem Wasser zurück. 

In jedem Fall verfestigen sich die Ablagerungen erst durch das Gewicht weiterer Überlagerungen (Diagenese). So entwickeln sich z. B. Mergel, Sand- oder Tonstein, aber auch Konglomerat (aus abgerundeten Gesteinsbruchstücken) und Brekzie (mit kantigen Komponenten). Ausschließlich im Meerwasser geboren werden Kalkstein, Dolomit, Radiolarit und Evaporite wie Steinsalz oder Anhydrit. 

Berge aus Kalk – Mauern aus dem Meer

Wer in den Teekessel blickt, weiß es: Warmes Wasser löst weniger Kalk als kaltes, daher setzt sich Kesselstein ab. Aus dem gleichen Grund bildeten sich in verschiedenen Epochen der Erdgeschichte auf Meeresböden unglaubliche Mengen von Kalkschlamm.

Das warme, mit Kalk übersättigte Wasser erleichtert es aber auch pflanzlichen und tierischen Organismen, Schalen oder Gehäuse, Gräten, Knochen und Skelette aus Kalziumkarbonat auszubilden. Vor manchen Küstenabschnitten wuchsen gewaltige Riffe, während in den Lagunen dahinter buntes Leben gedieh – so wie heute noch vor Australien oder in der Karibik. Die sterblichen Überreste all dieser Kebewesen zerfielen, sanken zu Boden und bildeten dort weiteren Kalkschlamm. 

All das verfestigte sich unter dem Gewicht der darüber abgelagerten Schichten zu Kalkgestein, denn Kalkspat kristallisiert aus dem in feinsten Poren verbliebenen Meerwasser und wirkt damit wie Zement. Da und dort sind viele ursprüngliche Strukturen und manchmal auch Fossilien erhalten geblieben – sie erlauben uns heute einen Blick in die Vergangenheit.

Im Durchschnitt sammelte sich in einem Zeitraum von tausend Jahren eine fünf bis sechs Zentimeter dicke Sedimentschicht. Da manche Meeresböden langsam, aber stetig absanken, konnte sich knapp unter der Wasseroberfläche ständig weiteres Material bilden. Auch auf der dem offenen Meer zugewandten Seite der Riffe türmten sich mehr und mehr Ablagerungen – Tiefsee-Sedimente und ganze Abhänge aus Schutt, der von den Riffen abgebrochen war. 

Diese Kalkablagerungen zeigen sich heute in vielen Bereichen der Alpen, unter anderem in so gewaltigen Felsmauern wie der Kellerwand in den Karnischen Alpen oder der Dachstein-Südwand, die rund 1000 Meter hoch sind, in der noch um 500 Meter höheren Triglav-Nordwand oder der 1700 Meter hohen Watzmann-Ostwand. In ihrer charakteristischen „Bankung“ spiegeln sich zeitweilige Veränderungen der Umwelt- oder Temperaturbedingungen wider. 

Das Dolomit-Geheimnis

Die Sonne brannte auch auf sandige und schlammige Wattflächen, von denen Teile bei Ebbe trocken fielen, während sich das verbliebene Wasser bei Flut rasch abkühlte und sein Salzgehalt ständig schwankte. Diesen extrem lebensfeindlichen Bedingungen trotzten nur ganz wenige Lebewesen, Algen etwa oder primitive Cyanobakterien. Sie bildeten zarte Rasenmatten und ganze „Teppiche“, die im Wechsel der Gezeiten übereinander wuchsen. Diese Bakterien fällen Kalk aus, der sich durch die chemische Reaktion mit dem Magnesium aus dem übersättigten Salzwasser zu Dolomit umwandelt. Ähnliches geschieht heute noch in seichten, stark aufgeheizten Meeresbuchten am Persischen Golf oder im Süden von Tunesien. Noch häufiger lässt sich jedoch eine spätere, „sekundäre“ Dolomitisierung von Kalkschlamm oder porösem Kalkstein beobachten. 

Dolomitgestein ist etwas härter als dieser, aber auch brüchiger; daher bildet es oft bizarre Formationen und riesige Schutthalden. Vor allem im Westen der Nördlichen Kalkalpen baut es mächtige Berge auf und in den Südalpen sogar Dreitausender, darunter den 3905 Meter hohen Ortler. Gipfel und Gebirgsgruppen aus unterschiedlichen, in verschiedenen Zeiträumen entstandenen Kalk- und Dolomitgesteinen prägen heute viele Regionen der Alpen, aber auch große Abschnitte ihrer Nordfront und den Bergblick aus der Poebene.