Nationalpark Berchtesgaden

Zwischen dem Watzmann und dem Steinernen Meer

Der lange Weg zum Nationalpark

„Berchtesgaden ist der Yellowstone-Park der deutschen Alpen“, vermerkte der Reiseschriftsteller Heinrich Noë 1898. Doch erst 80 Jahre später wurde dort ein Nationalpark gegründet. 
 
Eine 8.600 Hektar große Fläche im südöstlichen Bereich des heutigen Nationalparkgebietes wurde bereits im Jahre 1910 als „Pflanzenschonbezirk Berchtesgadener Alpen“ ausgewiesen – damit versuchte man, den damals grassierenden Handel mit Alpenpflanzen einzudämmen. 11 Jahre später erweiterte man den zu bewahrenden Raum, der fortan „Naturschutzgebiet Königssee“ hieß, auf rund 20.400 Hektar.

Das hinderte vermeintliche Tourismuspioniere jedoch nicht daran, das projekt einer Seilbahn auf den Watzmann zu propagieren. Als gegenreaktion forderte der Deutsche Naturschutzring 1953 die Schaffung eines Nationalparks im Süden von Berchtesgaden. Diese Initiative wurde erst im Europäischen Naturschutzjahr 1970 wieder aufgegriffen und führte zwei Jahre später zum Beschluss des Bayerischen Landtags, einen Bayerischen Alpenpark im Naturschutzgebiet Königssee zu planen. 1978 wurde schließlich der Nationalpark Berchtesgaden gegründet. Seit 1991 ist er mit einer Fläche von 20.808 Hektar Teil eines UNESCO-Biosphärenreservats.

Ziele und Zonierung

Gemäß der Nationalpark-Verordnung ist es der gesetzliche Auftrag des Nationalparks,

– die gesamte Natur zu schützen,
– die natürlichen und naturnahen Lebensgemeinschaften sowie einen möglichst artenreichen heimischen Tier- und Pflanzenbestand zu erhalten,
– diese wissenschaftlich zu beobachten und zu erforschen sowie
– einer natürlichen Entwicklung zuzuführen, soweit dies bei der Wahrung der Eigentumsrechte und bei der Erhaltung der Schutzfunktion möglich ist.
 
Der größte Teil des Nationalparks – etwa 75 Prozent seiner Gesamtfläche – nimmt seine streng geschützte Kernzone ein. Als einzige „Nutzungen“ sind in diesem Bereich das Erlebnis der Natur und die Erhaltung der dazu nötigen Infrastruktur wie etwa Wanderwegen und Schutzhütten erlaubt. 

In der Pflegezone, die etwa 25 Prozent der Nationalparkfläche umfasst, finden traditionelle Nutzungen statt, zum Beispiel die Schifffahrt oder die Fischerei am Königssee, aber natürlich auch die Almwirtschaft. Die Hochweiden der Berchtesgadener Alpen sind eine wertvolle Kulturlandschaft mit hoher Biodiversität, die nur erhalten bleibt, wenn das Gebiet weiterhin nachhaltig bewirtschaftet wird. In dieser Pflegezone liegen auch große Waldbereiche, die jahrhundertelang intensiv als Salinenwälder genutzt wurden. Stark überhöhte Wildbestände aus Zeiten der Hofjagd erschwerten dort die Naturverjüngung. Aufgabe des Nationalparks ist es dort, einen Zustand zu fördern, in dem sich wieder gesunde Bergmischwäldern entwickeln. Auch die touristischen Nutzungen des Nationalparks finden schwerpunkmäßig in der Pflegezone statt.