Bronze- und Eisenzeit-Touren

Wohlstand durch Innovation

Liqudität dank Bronze, Eisen und Salz

Schon am Ende der Jungsteinzeit hatten der Abbau und die Verarbeitung von Kupfer einen gewissen Wohlstand in manche Regionen gebracht. Es mussten dort jedoch weitere 2000 Jahre vergehen, bis man aus dem relativ weichen Kupfer durch die Zugabe von Zinn härtere Bronze herstellen konnte. Eine Revolution, durch die vor allem die heutigen Regionen Graubünden, Tirol, Trentino, Salzburg, aber auch die Obersteiermark und der äußerste Osten der Alpen zu europaweit wichtigen Wirtschaftsräumen aufstiegen. Wie die Menschen damalslebten, zeigen zahlreiche Rekonstruktionen bronzezeitlicher Gebäude und Dörfer – etwa bei Uttendorf im Salzburger Pinzgau. 

Im Zuge eines wahren Bergbaubooms etablierten sich damals spezialisierte Berufsgruppen und es erfolgte eine deutliche Intensivierung der Landwirtschaft. Da Zinn von außeralpinen Gebieten bezogen werden musste, verstärkten sich die Transporte auf den alten Saumpfaden und damit auch der kulturelle Austausch mit verschiedensten Volksgruppen, die fern der Berge lebten. Der deutsche Archäologe Ludwig Pauli meint, der damit verbundene „Konjunkturaufschwung“ sei nur mit jenem durch den Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert vergleichbar.

Nach 800 v. Chr. prosperierten der Abbau und die Verhüttung von Eisenerz und anderen Metallen in vielen Alpenbereichen, aber auch die Gewinnung von Steinsalz in Hallein und vor allem in Hallstatt (die reichen Gräberfunde über diesem oberösterreichischen Salzort bewogen Historiker dazu, die ältere Eisenzeit danach zu benennen). In manchen Tälern und auf den darübergelegenen, klimatisch begünstigten Hangterrassen ging damit die Verdichtung der Besiedlung, die Intensivierung der Landwirtschaft und auch eine gewisse Hierarchisierung der Gesellschaft einher. Statt Zinn transportierten die Saumtiere nun Gold, Silber und Eisen, Vieh und Pökelfleisch, Käse oder Honig über die Pässe. Im Gegenzug fanden auch prestigeträchtige Luxusgüter für reiche Eliten ihren Weg über die Berge, etwa Bernstein aus dem Norden und Korallen oder Elfenbein aus dem Süden, dazu Olivenöl, Wein, feine Textilien, Glas und prunkvolle Gefäße von Griechen, Etruskern oder Venetern. 

Im vierten vorchristlichen Jahrhundert kamen Menschen aus den deutschen und ostfranzösischen Mittelgebirgen, die von antiken Autoren als „Keltoi“ oder „Celtae“ und von den Römern als „Galli“ bezeichnet wurden, in die westlichen, nördlichen und östlichen Bereiche der Alpen. Manche ihrer kleinen Gemeinschaften blieben dort und verschmolzen mit der Urbevölkerung, andere Gruppen zogen weiter nach Spanien, in die Poebene und sogar bis Kleinasien. Im Jahre 387 v. Chr. belagerten keltische Senonen das Kapitol von Rom und brannten die Stadt nieder. Keltische Stämme kontrollierten die Pässe der Westalpen und kassierten dort saftige Wegzölle. Manche unterstützten Hannibal im Jahr 218 v. Chr. bei seinem berühmten Heerzug über den Hauptkamm des Gebirges, andere bekämpften seine Soldaten. Im Osten der Alpen entstand um 200 v. Chr. unter der Führung der Noriker ein keltisches Regnum (Königreich).

Im mittleren Bereich des Gebirgsbogens – etwa zwischen dem heutigen Graubünden, dem Etsch- und dem Inntal – hatten sich dagegen nicht-keltische Stämme niedergelassen, die die Römer unter dem Begriff „Raeti“ subsummierten. Manche von ihnen waren schriftkundig und, wie die unzähligen Felszeichnungen der rätischen Camunnu im Val Camonica belegen, offenbar recht kreative Köpfe. Rätische Bauern und Händler haben sich schon sehr solide, unten gemauerte und oben aus Holz gefertigte Häuser gebaut. Sie waren aber auch Krieger, die nicht nur Durchreisende um ihr Hab und Gut erleichtert, sondern auch mehrmals Oberitalien heimgesucht haben sollen.