Die Welt der Römer

Von Oberitalien bis zur Donau

Das Imperium wächst über die Berge hinaus

Der Gebirgswall im Norden der italienischen Halbinsel war für die Kelten, die im Jahre 387 v. Chr. bis nach Rom vordrangen und die Stadt zerstörten, kein unüberwindliches Hindernis. Später stoppte das Bergland weder Hannibal noch die germanischen Kimbern. 
 
Das war den aufstrebenden Römern natürlich ein Dorn im Auge. So eroberten sie im Jahre 222 v. Chr. die rätische Stadt Comum (Como) am Zugang zu den Zentralalpenpässen, 41Jahre später gründeten sie nahe der Adria die Siedlung Aquileia als strategischer Ausgangspunkt in die Ostalpen. Bis zum Jahr 118 v. Chr. unterwarfen sie zudem das Gebiet entlang der französischen Mittelmeerküste und der Rhone entlang bis zum Genfersee.

Nach der Gründung der Stadt Eporedia (Ivrea) am Weg zum Großen und Kleinen St. Bernhard und der Einnahme des rätischen Tridentum (Trento) im Etschtal durch Caesars Truppen stieg der römische Einfluss im Alpenraum weiter. Bald frönte die Oberschicht etlicher Alpenstämme, die für jeden Passübergang und andere Dienstleitungen kräftig kassierten, mehr und mehr dem südländischen Lebensstil. Ein Raubzug der keltischen Salasser bot den Römern 35 v. Chr. den Anlass zur Eroberung des Tals vor dem Mont Blanc. Erst neun Jahre später konnte auf den Ruinen der zerstörten Hauptstadt die Kolonie Augusta Praetoria (Aosta) angelegt werden.

Der Weg zu den westlichsten Alpenpässen wurde durch die friedliche Kapitulation des Ligurerkönigs Cottius frei. Im Jahre 15 v. Chr. begann schließlich der Alpenfeldzug von Tiberius und Drusus, den Stiefsöhnen des Kaisers Augustus, der mit der Besetzung des gesamten Gebiets der Räter und der Einrichtung der bis zur Donau reichenden Provinz Raetia endete. Die Einbindung des keltischen Königreiches Noricum im Osten der Alpen erfolgte schrittweise und weitgehend friedlich. 

Dies führte nicht nur zu einem Wirtschaftsaufschwung, sondern auch zur Romanisierung des gesamten Alpenraumes. Dabei etablierte sich das Volkslatein mehr und mehr als Alltagssprache. Die Esskastanie kam in die südlichen Bergbereiche und selbst in inneralpinen Tälern gediehen nun auch Weinreben. Für die Berge selbst hatten die Römer allerdings noch kaum Interesse. Lateinische Namen tragen nur ganz wenige Gipfel wie etwa der 3841 Meter hohe, von der Poebene aus unübersehbare Mons Vesulus (Monte Viso), der demgemäß als der Höchste der Alpen galt und sogar in Vergils Aeneis Erwähnung fand.